Für viele Innenstädte deutscher Kommunen werden die Zeiten immer rauher. Große Fachmarktzentren auf der grünen Wiese machen den Händlern zu schaffen und das Internet mit kostenlosen Versandmöglichkeiten ohne großen Aufwand für den Kunden übt zusätzlichen Druck auf die Gewerbetreibenden aus. Doch welche Handlungsansätze müssen gefunden werden, um diesen Herausforderungen in der Stadtentwicklung zu begegnen? Um diese Frage zu beantworten, hatte die SPD-Stadtratsfraktion Dr. Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth, nach Pegnitz eingeladen.
Zahlreiche Innenstadthändler und Bürger waren gekommen, um gemeinsam über „Stadtentwicklung im Bürgerdialog“ in der Ratsstube zu diskutieren. „Die Innenstadt ist das Herz unserer Stadt, aber vielmehr liegt sie auch den Pegnitzern am Herzen. Sie ist ein Juwel das es gilt, für die Zukunft zu gestalten. Hier sind jedoch konkrete Maßnahmen nötig. Darüber wollen wir heute Abend gemeinsam diskutieren“, erläuterte der Fraktionsvorsitzende Uwe Raab in seiner Begrüßung.
Professor Miosga stellte am konkreten Beispiel der Stadt Treuchtlingen vor, wie es gelingen kann, im gemeinsamen Zusammenwirken aller Kräfte aus Politik und Gesellschaft eine Innenstadt für die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen. „Wir müssen uns die Frage stellen, welche Rolle eine Innenstadt in den Planungen der Kommune spielen soll. Die Bürger identifizieren sich mit den Innenstädten deutlich mehr als mit den großen Einkaufszentren. Ein gemeinsam erstelltes Gesamtkonzept ist die Richtschnur, aus einem Nebeneinander muss eine Gemeinschaft werden“, erläuterte der Diplom-Geograph. Es müsse eine Zielorientierung erstellt sowie Betroffene und Akteure vernetzt werden.
„Dies alles muss in einem Integrierten Handelskonzept münden, das als Leitfaden für das Handeln aller Akteure gilt“, so Miosga weiter. In vielen Städten, die sich intensiv mit diesem Thema befasst hätten habe sich gezeigt, das die überproportionale Ansiedlung von Einkaufszentren schädliche Auswirkungen auf die Innenstädte hat. „In einem integrierten städtischen Entwicklungskonzept können genau diese Auswirkungen untersucht werden und im gemeinsamen Dialog zwischen Stadtrat, Verwaltung und Bürgerschaft Lösungen für die individuellen Problemstellungen einer Stadt erfasst werden“.
„Genau dies muss auch das Ziel unseres Handelns für Pegnitz sein. Nur im gemeinsamen Dialog können wir das Beste erreichen, das hat der Vortrag heute gezeigt“, so Bürgermeisterkandidat Uwe Raab.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, das die anwesenden Bürger das neu geplante Fachmarktzentrum ablehnen. Marianne Landgraf etwa fragte, ob es noch eine Möglichkeit gäbe, das neue Einkaufszentrum zu verhindern. Manfred Miosga regte an, das Gespräch mit den Investoren zu suchen. „Die Frage ist, wie beweglich und gesprächsbereit diese sind. Sie müssen darüber Bescheid wissen, wie groß die Sorgen in der Bevölkerung sind“.
Angela Schorner wollte wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, wie die Bürger dabei noch mitsprechen können. Roland Schorner äußerte den Eindruck, dass die Planungen für die Bebauung auf dem Küffner/Dörfler-Gelände eher planlos erscheinen. Es sei kein Leitbild zu erkennen, für wen die Stadt letztendlich attraktiv werden soll.
"Betroffene haben gerade in der Kommunalpolitik immer eine Möglichkeit, sich zu artikulieren, etwa mit Unterschriftenlisten. Der Bürger hat in der Kommunalpolitik mehr Rechte und Einfluss, als oftmals für Möglich gehalten wird. Diese Rechte müssen dann aber auch genutzt werden“, so Miosga. Es hätte sich eine Mentalität etabliert, die Ansiedlung vor stadtplanerischer Effektivität stelle, denn die Handelsketten und Projektentwickler könnten großen Druck auf die Kommunen ausüben. „Hier gibt es einen Verdrängungswettbewerb. Das nutzen die großen Ketten aus“.
Weitere Themen der Diskussion waren auch die zahlreichen Lehrstände in und um die Innenstadt, die Linksabbiegerspur und der gesteigerte Schwerlastverkehr auf der Bundesstraße. „An ihrem Interesse sieht man, dass hier eine aktive Bürgerschaft zusammensteht. Wenn ihnen ihre Bürgermeisterkandidaten Transparenz versprechen, dann nehmen sie sie auch beim Wort und messen sie daran. Nur so ist auch eine attraktive Stadtentwicklung im Bürgerdialog möglich“, so Miosga.