Überall und immer wieder wird über barrierefreie Bahnhöfe diskutiert, Unterschriftenlisten werden gesammelt, Aktionen gestartet. Doch es tut sich dabei nichts – der Pegnitzer Bahnhof ist hier ein Beispiel von vielen. Die Pegnitzer SPD ist seit langem schon aktiv und kämpft für einen barrierefreien Bahnhof in Pegnitz.
Dabei betrifft es nicht nur Rollstuhlfahrer. Auch Eltern mit Kinderwagen dürfen bei den Treppenstufen der Unterführung mächtig ins Schwitzen kommen oder Menschen mit Sehbehinderung schauen bei den kleinen Plakaten mit den Ankunfts- und Abfahrtszeiten buchstäblich in die Röhre – große Anzeigentafeln fehlen.
„Wir haben mit dem Problem der Barrieren auf dem Pegnitzer Bahnhof auch immer wieder zu kämpfen“, erzählt Martin Bundscherer, Leiter des Haus Martin der Regens-Wagner-Stiftung in Pegnitz. Für ihn und seine Mitarbeiter wird es kompliziert, wenn man mit Hausbewohnern eine Veranstaltung in Nürnberg besuchen will – in Richtung Bayreuth ist es einfacher, da die Treppen nicht benutzt werden müssen. Doch in Richtung Nürnberg ist Muskelkraft gefragt. Denn mit dem Rollstuhl samt Behinderten die Stufen auf- und abwärts zu fahren ist zu gefährlich.
„Ich trage dann die Person, ein anderer transportiert den Rollstuhl“, erklärt Bundscherer die Sachlage. Mit diesem Thema beschäftigten sich jetzt erneut auch die SPD-Stadträte Oliver Winkelmaier, Werner Mildner und Karl Lothes, Klaus Otto, der Vorsitzende des offenen Arbeitskreises ÖPNV sowie das Mitglied des Deutschen Bundestages, Anette Kramme, vor Ort.
„Es gibt eine Möglichkeit, sich helfen zu lassen“, so Klaus Otto. Die besteht darin, sich bei der Bahn zu melden. Die Bahn schickt dann einen Mitarbeiter von Nürnberg nach Pegnitz und hilft dem Fahrgast. Das große Manko: Man muss sich drei Tage vor der Fahrt anmelden – Spontanität hat keine Chance.
„Diese Probleme sieht man an ganz vielen Bahnhöfen“, erklärt Anette Kramme und fügt hinzu, dass die Bahn ein großer Gegner sei, mit dem in diesem Punkt auch schwierig zu verhandeln ist – auch wenn ein Gleichstellungsgesetz existiert.
Schon vor längerer Zeit machte man sich im Pegnitzer Stadtrat Gedanken darüber, ob es nicht eine sinnvolle Lösung wäre, die Unterführung unter den Bahngleisen am Bahnhof nicht einfach Richtung Pegnitzer Einkaufscenter PEP zu verlängern. So könnte man ohne Treppen auf die Gleise Richtung Nürnberg gelangen. Die Idee ist gut, nur schlecht umzusetzen.
Denn auf die Stadt Pegnitz würden dann Kosten in Höhe von einer Million Euro zu kommen – die Bahn zahlt dafür nichts. Die Begründung: „Nur bei gravierenden Umbaumaßnahmen des Bahnhofes zahlt die Bahn auch dafür“, sagt Winkelmaier.
Solange am Bahnhof selber nichts getan wird, haben Gehbehinderte oder Familien mit Kinderwagen weiterhin Probleme.
„Egal ob in Forchheim, Kulmbach oder Bayreuth, überall gibt es die selben Probleme mit der Bahn. Eigentlich müsste sie selber agieren, und wir nicht betteln müssen. Aber noch in den nächsten Tagen geht ein Brief an die Deutsche Bahn von mir heraus“, so Kramme.